von Martina Wagner-Egelhaaf
Das Maskottchen des Teilprojekts A04 „Herkules am Scheideweg? Szenarien des Entscheidens in der autobiographischen Lebenslaufkonstruktion“ ist – wie könnte es anders sein?– der mythologische Held Herkules oder Herakles, wie er im Griechischen heißt. Herakles ist der Sohn von Zeus und Alkmene und so stark, dass er schon als Kleinkind zwei gefährliche Schlangen erwürgte. Einer Legende des Prodikos zufolge, die in den Memorabilien des Xenophon überliefert ist, ging Herakles als junger Mann in die Einsamkeit, um darüber nachzudenken, was für ein Leben er führen wolle. Da begegneten ihm zwei Frauengestalten, Ἀρετή (Arete), die Tugend, und κακία (Kakia), das Laster, die ihn beide wortreich für sich zu gewinnen suchten. Herakles war hin- und hergerissen und wusste nicht, was er tun sollte. Aber schließlich entschied er sich für die Tugend. Im Teilprojekt A04 dient Herakles als Modell für schwierige Lebensentscheidungen. Ein anderer Strang des Herkulesmythos hat in der Autobiographieforschung bereits in den 1990er-Jahren systematische Bedeutung erlangt. Es wurde nämlich die These vertreten, dass die berühmten Taten des Herakles, die er im Dienst des Euristheus vollbringen musste, das Vorbild für die berichtenswerten Taten des Autobiographen darstellen und daher auch den autobiographischen Text maßgeblich strukturieren.
Seidenhart und Bronzeweich. Herkules in Münster weiterlesen